Gemeinde Allschwil

Das waren noch Zeiten.... 40 Jahre Offene Jugendarbeit in Allschwil – ein Rückblick und Ausblick in drei Teilen

19.11.2018

Im zweiten Teil beschreiben drei Besucher die Gründungszeiten des Jugendtreffs Allschwil (JTA). Martin Kottmann, Christian Pfister und Christoph Morat trugen ab Dezember 1978 als engagierte Jugendliche ihren Teil bei, dass sich das Haus am Hegenheimermattweg mit Leben füllte, und sich die Offene Jugendarbeit in Allschwil entwickelte.

November 1978. Im AWB stand ein kleiner Artikel: Der Jugendtreff Allschwil am Hegenheimermattweg wird anfangs Dezember eröffnet. Jugendtreff? Was ist denn das? In einer Holzbaracke am Hegenheimermattweg und nicht im Kirchenluftschutzkeller? Einfach so hingehen, ohne Konsumationszwang, vielleicht eine Cola für einen Franken kaufen und trinken, Gleichaltrige treffen, plaudern, tanzen, spielen, einfach so. Hingehen, wenn es passt und halt auch mal wochenlang nicht mehr, weil grad was anderes los war. Das wärs!
Mit diesem Konzept präsentierte sich der Jugendtreff Allschwil (JTA) damals. Ein Reizwort für Mütter und Väter. Anarchie, Drogen, schlechte Gesellschaft für unser wohlerzogenes Kind und noch einige andere Vorurteile konnten uns nicht beirren. Wir waren nämlich die, vor denen uns

Döggele
Döggele im Erweiterungsbau 1983

unsere Eltern immer gewarnt hatten. Selbstbewusst nahmen wir an den Vollversammlungen teil und wählten jeweils zwei pro Jahr aus unserem Kreis in den Vorstand des Vereins JTA. Dort wurden die Geschicke zusammen mit den erwachsenen „Aufsichtspersonen“ des Vorstandes weiterentwickelt. Gilbert Gervais, Irene Benz, Hanspeter Kradolfer, Yvonne Hofer, Daniel Schädeli, und wie sie alle hiessen, welche auf die Rahmenbedingungen und den Respekt vor anderen und dem uns überlassenen Material achteten.
Die Musikanlage wurde mehrmals gestohlen, aus der verschlossenen Baracke, welche natürlich nicht gerade Fort Knox entsprach. Und der Billardtisch war heiss begehrt, vor allem bei den Coolen und Unsportlichen. Bis die Stöcke brachen, wurde Abende lang gespielt.

Baracke
Baracke und Erweiterungsbau ab 1983.

Die Jugendlichen schmissen während der Öffnungszeiten die Bar. Und wenn niemand etwas machen wollte, so war die Bar zu. Und sie blieb nie lange zu. Auch die Umgebung wurde von Besuchern, ja, es waren nur „Männer“, fertig erstellt. Etwa 400 m2 Verbundsteine wurden in Sand und Splitt verlegt. Und danach am Lagerfeuer dann auch ordentlich gechillt. Bis die Leuchten des Geschirranhängers vom Werkhof schmolzen, sassen wir ums Feuer.
1980 wurden die ersten Sozialarbeiter, Dieter Erb, alias Gonzo und Susanne Schweizer eingestellt. Beide erfreuten sich nach ihrer Zeit im JTA einer erfolgreichen Karriere. Wir hatten sie sicher dafür geformt. Dieter nervte sich immer daran, dass der Boden der Baracke vom Tanzen so vibrierte, dass die Plattenspieler ihren Dienst versagten. Ein Fundament musste her, stabil, aus Beton. Und wieder machten sich die Lehrlinge an die Arbeit. Schalen, armieren und betonieren. Und weil Dieter ein gewissenhafter Jugendarbeiter war, traute er den Lehrlingen nicht so ganz und bestellte zur Sicherheit auch noch die gleiche Menge Beton. Was mit der zweiten Fuhre geschah, verblasste in den Erinnerungen. Zwei Kubikmeter bestens verdichteter Beton gaben Jahre später den Abbruchhämmern und Schneidapparaten beim Bau des heutigen Jugendhauses nach.

Stressblättli
Stressblättli 1981.

Um den Betrieb weiter zu entwickeln, brauchte es Geld. Dieses wollten wir uns mit einer damals beliebten Wanderdisco verdienen. Aber die Investition konnte das JTA nicht stemmen. Demnach musste der Betreiber, die Gemeinde, gefragt werden. Also planten wir eine Lightshow und Lautsprecher im Bausatz, schrieben Einkaufslisten und erstellten ein Budget. Jemand musste einen Bericht schreiben – und damit gingen wir zum Gemeinderat. Dieser empfing auch tatsächlich eine Delegation in seinem Ratszimmer in der Villa Guggenheim. Ein bisschen nervös waren wir schon bei den streng dreinblickenden Herren. Und wir konnten sie überzeugen, uns mehr als 5'000.- Franken zur Verfügung zu stellen. Mit der selbst gebauten Anlage war die Disco Red Sox mehrere Jahre unterwegs und spielte Geld für weitere Projektideen ein. Viele Besucher blieben auch nach dem grossen Brand im Jahre 1988 mit der Institution verbunden, halfen bei der Zwischennutzung oder bei der Abstimmung für den Neubau und setzten sich für die Offene Jugendarbeit in Allschwil ein.
Was bleibt, sind sicher unvergessliche Erlebnisse in und ums JTA, aber auch in Skilagern, Pfingstlagern und Weekends. Und es entstanden Freundschaften, die bis heute andauern und Ehen – einige halten heute noch. Wir wurden selbstbewusste Menschen, die auch heute noch etwas bewegen können. Wir waren die, vor denen uns unsere Eltern gewarnt hatten.

Pfingstlager
Pfingstlager 1981.

Wieso? Daran kann sich nach 40 Jahren niemand mehr erinnern. Aber der Verdacht bleibt: Die einzige Konstante ist die Veränderung – und das haben Eltern nicht so gerne.          

Martin Kottmann, Christian Pfister und Christoph Morat

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